Das Spiel der unzähligen Turnovers – mit Bieler Happy End

Die Argovia Pirates, momentaner Leader der NLB, hatten heute die Möglichkeit, mit einem Sieg in Biel, den Halbfinalgegner gleich selbst zu bestimmen. Mit zwei zusätzlichen Punkten hätten sie die Bienna Jets in 2 Wochen innerhalb der ersten Playoff-Runde wieder als Gegner gehabt. Auch bei einer Niederlage ist dies möglich. Aber eben,…. es ist etwas kompliziert.

Bereits im ersten Viertel konnten die Jets aufgrund von zwei Interceptions mit unmittelbaren Defense Touchdowns, sogenannten „Pick 6“, den Score auf 13:0 hochdrehen (Lucas Calheiros 6:0, Tom Schwab 13:0). Vor allem der Touchdown von Cornerback Lucas Calheiras war eine Augenweide und führte wortwörtlich über das halbe Feld in die Endzone.
Auch danach waren es vor allem die Defense Spieler der Jets, die ihre Offense immer wieder in Ballbesitz brachten. So konnten in der ersten Halbzeit insgesamt 4 Passversuche der Pirates durch Interceptions abgefangen werden.

Offensiv konnten die Turnovers der Jets Defense leider nicht ausgenutzt werden. Wenn auch einige sehenswerte Plays, vor allem mit Laufspielzügen über die Running Backs Max Gmünder und Ryan Borgeaud di Avocat, gezeigt wurden. Es fehlte mehrheitlich an der notwendigen Präzision oder der fehlenden Abstimmung zwischen Quarterback Matt Faugère und seinen Receiver, um bis dahin Punkte auf das Scoreboard zu bringen. Eine geworfene Interception und ein nicht verwertetes Field Goal halfen dabei ebenfalls nicht, dies zu ändern.

Mit dem Wechsel auf den amerikanischen Quarterback vermochte die Offense der Pirates jedoch ihre Bemühungen nun aber in Punkte umzusetzen. Zugegeben mit etwas Mithilfe der Jets Defense, die ihre unglaubliche Präsenz für einen Moment gänzlich verloren hatte. Bedingt durch Verletzungen und abwesende Spieler war man gezwungen, Spieler, vor allem im Defense Backfield, einzusetzen, die auf beiden Seiten des Balls spielten. Also solche, welche nebst den Einsätzen in der Defense auch als angestammte Wide Receiver in der Offense agierten. Diese wohl mentalen Ermüdungen bei hohen Temperaturen führten dazu, dass die Pirates hintereinander ein paar schöne tiefe Pässe anbrachten und den Score innert kurzer Zeit auf 13:21 zu ihren Gunsten korrigierten.

Vor der Halbzeitpause haben dann auch die Offensivbemühungen der Jets Erfolg gebracht. Ein schöner Drive konnte mit einem mustergültigen Pass auf den freistehenden Receiver Luca Wyss abgeschlossen werden. Mit dem knappen Resultat von 19:21 für die Argovia Pirates ging es bei heissen Temperaturen in die, für beide Teams, verdiente Pause.

Mit dem Ballbesitz und dem ersten Drive konnte wiederum Luca Wyss einen Ball in der Endzone fangen, so dass die Jets nun wieder 26:21 in Führung waren. Im Gegenzug schafften es die Pirates nicht über ein Fieldgoal zum 26:24 Zwischenstand hinaus.
Kleinere Anpassungen in der Defensive halfen nun zudem, in der zweiten Halbzeit die Stabilität aus dem ersten Spielviertel wieder zu etablieren.

Gleich im nachfolgenden Drive waren es wiederum die Jets, die weitere Punkte auf das Scoreboard schreiben und so nun einen etwas komfortableren Vorsprung herausspielten.
Dieser Vorsprung wurde im darauffolgenden Ballbesitz der Pirates, auch dank verschiedener Fouls der Jets, bereits wieder auf 32:30 gekürzt.

Der zweitletzte Aargauische Ballverlust der heutigen „Turnover-Party“ realisierte Lucas Calheiras mit seiner zweiten Interception in diesem Spiel. Die Offense der Jets sah sich danach genötigt, im 4. Versuch den Punt zu kicken. Nach erfolgtem Kick und Aufnahme des Balles durch den Returner der Pirates, konnte Tom Schwab diesen unter Druck setzen, so dass der Argovia-Spieler den Ball verlor. Luca Wyss musste den freien Ball nur noch aufnehmen und brachte ihn erfolgreich in die Endzone zu einem „Special Team“ Touchdown.

Auf einen weiteren Touchdown der Bieler Offense konnten die Aargauer nicht mehr reagieren, womit die Jets das Spiel schlussendlich mit 46:30 für sich entschieden. Dies ist notabene der zweite Bieler Erfolg in dieser Saison gegen die aktuell Führenden der NLB.

Die Jets sind als Viertplatzierte für den Halbfinal qualifiziert und werden ihr Entscheidungsspiel in den Playoffs auswärts bestreiten müssen.
Heute ist jedoch, aufgrund der gleichen Punktzahlen und ausgeglichenen Direktbegegnungen noch nicht ganz klar, auf welchen Gegner sie treffen werden. Es werden wohl aber erneut die Argovia Pirates, oder dann die Luzern Lions sein.

Bei den Luzerner fehlt noch die Wertung eines, aufgrund eines Gewitters, abgebrochenen Spiels. Das Heimspiel vom 23. April musste beim Stand von 28:13 zugunsten der Lions knapp drei Minuten vor Schluss abgebrochen werden. Das Wetter hat es nicht mehr zugelassen, die verbleibende Zeit zu Ende zu spielen. Es ist davon auszugehen, dass das Spiel für die Lions als Sieg gewertet wird, der Entscheid durch die technische Kommission des Verbandes ist jedoch seit Wochen offen.
Die St. Gallen Bears ihrerseits müssen am kommenden Wochenende noch ein Nachtragsspiel bei den Sharks aus Schaffhausen bestreiten. Danach ist die Qualifikationstabelle der Saison 2023 final und der Halbfinalgegner der Jets bekannt.